Il Giardino Armonico con Sol Gabetta

Ein musikalisches Spitzentreffen im Rahmen der Thüringer Bachwochen 2016

Thüringer Bachwochen 2016, Do. 7.4.2016, Weimarhalle in Weimar

Sol Gabetta — Violoncello
Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini — Blockflöte und Leitung

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Ein Programmheft in der Stadtbücherei war der Auslöser für diesen Ausflug nach Weimar: von den im Rahmen der Thüringer Bachwoche angekündigten Konzerte war eines sozusagen unwiderstehlich und hatte für mich durchaus das Zeug zum Musikerlebnis des Jahres. Im Winter hatten wir die Aufnahmen mit Sol Gabetta aus ihrem Vivaldi Projekt gehört und die umtriebige Frau war ja auch auf sympathische Weise als musikalischer Scout mehrmals im Fernsehen zu erleben. Der harmonische Garten braucht keine Einführung, der Name ist Inbegriff erlebbarer und lebendiger Barockmusik in seiner schönsten Form auf historischen Instrumenten und in authentischer Aufführungsart. Die Erwartungen waren also hoch als wir uns auf den Weg durch den Europapark zur Weimarhalle machen. Zunächst beeindruckt die Architektur: der beidseitige Eingangsbereich, die gläserne Offenheit zum Park, die Durchblicke zur Innenstadt. Die Halle selbst ist zwar schlicht kubisch wie eine Turnhalle, aber durch die Verwendung hölzerner Stäbe gleicht sich die Anmutung der Wandflächen dem Aussehen der Streichinstrumente an. Auch die Akustik der Halle ist gut: man hört die Instrumente auch auf den hinteren Plätzen klar und ohne jeden Halleffekt.

Der Giardino Amonico eröffnet das Konzert zunächst allein: was bei diesen Musikern sofort besticht, ist sind die unglaubliche Präzision und das Timing ihres Spiels. Es ist dieser Eindruck, wie ich ihn schon auf Jazz-Konzerten erlebt habe: Die Musik steht so monolithisch im Raum, dass man meinen könnte, es gäbe überhaupt nur ein Instrument, dass alles spielt. Diese Einheit im Klang haben wir sicher ganz wesentlich dem Dirigenten Giovanni Antonini zu verdanken, der mit viel Körpereinsatz die Gruppe leitet. Zu den bekannten Brandenburgischen Konzerten gesellt sich Sol Gabetta der Gruppe hinzu. Es ist schon etwas Besonderes, nicht nur ihr temperamentvolles Spiel zu hören wie auf den CD’s zu Hause, sondern ihr beim Musizieren zuschauen zu können. Beim 4. Brandenburgischen Konzert, das ánders als angekündigt gleich nach der Pause gespielt wurde, schlüpft dann Antonini im Grunde genommen zusätzlich zur Dirigentenrolle in die Rolle des Flötisten. Jetzt spielen zwei Ausnahmesolisten in und mit einem harmonisch abgestimmten Barockorchester. Wenn Antonini sich richtig ins Zeug legt, hat man fast schon den Eindruck vom tanzenden Derwisch, dabei ist sein Spiel ohne abwegige Schnörkel einfach aus jahrzehntelanger Übung perfektioniert. Zum Schluss verneigt sich Antonini gemeinsam mit Sol Gabetta vor dem begeisterten Publikum: wir haben alle ein großartiges Konzert erlebt und nach den standing ovations der Zuschauer gibt es schließlich auch noch eine Zugabe.

Carl Philipp Emanuel Bach

Violoncellokonzert A-Dur Wq 172

Wilhelm Friedemann Bach

Sinfonia F-Dur, F 67

Johann Sebastian Bach

Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV 1048

Brandenburgisches Konzert Nr. 4 G-Dur BWV 1049

Georg Friedrich Händel

Concerto grosso F-Dur op.6 Nr.2

Georg Philipp Telemann

Konzert für Flöte und Viola da gamba a-Moll TWV 52:a1

Autor: Robert Seidemann

Studium der BWL in Münster und Göttingen. Planung und Bau solarthermischer Anlagen vom Typ Solar Air Collector zur Belüftung und Beheizung von Sport- und Gewerbehallen. Hobby Romanist und Paddler.

2 Kommentare zu „Il Giardino Armonico con Sol Gabetta“

  1. Man spürt so richtig von deiner Beschreibung, wie du dieses Leckerbissen ausgekostet hast. Besser wäre höchstens selbst dabei gewesen zu sein – nimm mich bitte nächstes Mal mit! – Ben

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