Vom Orient zum Okzident

Jordi Savall y Hespèrion XXI. Konzert in der alten Oper Frankfurt mit traditionell sephardischer, armenischer, türkischer und griechischer Musik

Konzert von Hespèrion XXI mit Jordi Savall am 20.3.2015 Hespèrion XXI im Mozart Saal der Alten Oper Frankfurt im Rahmen des Festivals Zwischentöne.

Dem Wahren, Guten, Schönen
Dem Wahren, Guten, Schönen

Hespèrion XXI

Hakan Güngör, Kanun Yurdal Tokcan, Oud Haïg Sarikouyoumdjian, Ney und Duduk Dimitri Psonis, Santur Pedro Estevan, Percussion Jordi Savall Fiedel, Lyra & Leitung

Brasserie am Opernplatz
Brasserie am Opernplatz

Zum Glück wurde über das Festival Zwischentöne im Dezember 14 umfangreich in der FAZ berichtet. Da gibt es Konzerte mit klassisch persischer Musik, indischen Ragas und dann die Ankündigung, dass Meister Jordi Savall mit seinen co-genialen Musikern nach Frankfurt kommt. Ich folge dem Mann ja schon seit Jahren auf fb, aber so in der Nähe wie diesmal war er noch nie. Also nix wie hin! VorgespraechPublikum Da steht man nun vor der hell erleuchteten Alten Oper: bei Nacht ein schöner Platz. Innen ist das Haus hochmodern. Vor dem Konzert spricht Jordi mit einem Moderator. Dieser fragt ihn, warum er im Vorjahr den wichtigen Kulturpreis des spanischen Staates abgelehnt hat. Die Begründung hatte Jordi ja schon ausführlich auf fb begründet. Hier sagt er zunächst einmal sehr ehrlich: es ist ihm schwergefallen: es ging immerhin um 30.000 €! Aber er wollte ein Zeichen setzen gegen die Ignoranz der staatlich spanischen Kulturförderung. Der vorrangige Kanon der geförderten Musik in Spanien betrifft die berühmten Klassiker von Bach bis Wagner. Die Hochzeit der spanischen Musik war jedoch die Renaissance, die sogenannte alte Musik. Hier liegen die Wurzeln der spanischen Musikkultur und das Erbe der christlichen, jüdischen, arabischen, keltischen und katalanischen Vorfahren. Diese Zeit wideraufleben zu lassen ist Jordi Savall beeindruckend gelungen und ich persönlich kann gar nicht genug davon entdecken. Aber auf den großen Bühnen in Spanien kommen solche Aufführungen eher selten vor. Der Weg zu den Wurzeln seiner Musikkultur führte ihn zu den Traditionen der sephardischen und arabischen Musik in Andalusien und umfasst schließlich den gesamten Mittelmeerraum als da sind die ottomanische, armenische, arabische, sephardische und christliche Musiktradition. Diese Musik basiert auf anderen Ton – und Rhythmussystemen als unser traditionelles, wohltemperiertes System. Umso faszinierender ist es, einer solch maximal-multikulturellen Gruppe beim Musizieren zusehen und zuhören zu können. Noten2

Santur
Santur
Percussion
Percussion
Fidel
Fiedel

Noten1Das Programm des Abends findet man ansatzweise auf der CD ISTANBUL mit Werken nach Dimitrie Cantemir „Das Buch der Musikwissenschaft“ zusammengestellt aus Musik der Osmanen im Dialog mit den sephardischen, armenischen und griechischen Musiktraditionen.

MEHMED/ CANTEMIR Der Makam-i «Uzzäl usules Darb-i feth» CANTEMIR Der makam-i Hüseyni Semâ’î Der makam-i Räst „Murass’a“ usules Düyek Der makam-i Hüseyni Sakil-i Aga Riza sowie traditionelle sephardische, armenische, türkische und griechische Musik

Applaus
Hesperion XXI

Auch wenn ich auch taksim und makam nicht auseinanderhalten kann, begeistert mich diese Musik. Jeder der Gruppe ist ein perfekter Solist auf seinem Instrument, sie stammen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und sie spielen doch wie aus einem Guss. Häufig spielt ein Instrument die Melodie an, die von den anderen aufgegriffen und weiterentwickelt wird. Dann gibt es einen Dialog der Stimmen, wo sich Fidel und armenische Flöte gegenseitig aufschaukeln. Jordi Savall hat auf Fiedel und Lyra richtig viel zu tun. Anders als bei den klassischen Villancicos sind es keine getragenen Melodien. Pedro Estevan ist als Perkussionist ein Genie: manchmal macht er fast nichts, aber das mit einer so traumwandlerischen Präzision, dass man es schier kaum glauben kann und vermittelt dadurch den Stücken eine unglaubliche Spannung. Die Melodien sind oft eher einfach aber durch das Anstimmen auf nur einem Instrument, das Einfallen der anderen und den Dialog ist es mitreißend. Als kleine Zugabe erwähnt Jordi noch, wie sich aus einer Melodie der makedonischen Liturgie ein osmanisches Volkslied entwickelt hat, das wiederum in die arabische Musik aufgenommen wurde: mit gelassener Perfektion spielt er uns die drei Varianten auf seiner Fiedel kurz vor: ganz klar, immer die gleiche, einfache Melodie und doch so verschieden im Ausdruck.

Jordi uno
Jordi Savall
Pedro Estevan
Pedro Estevan
Jordi dos
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Estacion
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