Arride Zone mit zartem Grün

Mitten in Göttingen gibt es eine kleine Wüstenei. Aber es zeigen sich erste Pflanzen. Am Ende der Wüste gibt es Hoffnung auf einen kleinen Garten.

 

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El jardín
Zanjones
sierras ásperas
médanos
sitiados por jadeantes singladuras
y por las leguas de temporal y de arena
que desde el fondo del desierto se agolpan.
En un declive está el jardín.
Cada arbolito es una selva de hojas.
Lo asedian vanamente
los estériles cerros doloridos
que apresuran la noche con su sombra
y el triste mar de inútiles verdores.
Todo el jardín es una luz apacible
que ilumina la tarde.
El jardincito es como un día de fiesta
en la eternidad de la tierra.

Garten
Trockene Flußbette,
dürre Bergketten
Sanddünen
entlang keuchender Tagesreisen
und Meilen von Sturm und Sand,
die aus der Tiefe der Wüste anstürmen
Auf einem Hang liegt der Garten.
Jedes Bäumchen ist ein Wald von Blättern.
Vergeblich belagern ihn
die unfruchtbaren Hügel
und das traurige Meer des nutzlosen Grüns.
Der ganze Garten ist ein friedliches Licht,
das den Abend erleuchtet,
und ein Akkord,
zwischen der wirren Musik der Landschaft.
Der kleine Garten ist ein Festtag
in der Ewigkeit der Erde.

J.L.Borgés

Yacimientos del Chubut, 1922 De: Fervor de Buenos Aires

Deutsch von Curt Meyer-Clason

Schlichtheit

Es öffnet sich die Gittertüre des Gartens

mit der Fügsamkeit der Seite,

von häufiger Devotion befragt,

und drinnen brauchen die Blicke

nicht der Dinge zu achten,

die schon ganz im Gedächtnis sind.

Ich kenne die Gewohnheiten und die Seelen

und diesen Dialekt der Anspielungen,

den sich jede menschliche Versammlung zurechtlegt.

Nicht brauche ich zu sprechen

noch Schmeicheleien vorzulügen,

gut kennen mich, die mich hier umgeben,

gut wissen sie um meine Ängste und Schwächen.

Dies heißt das Höchste erreichen,

was uns vielleicht sonst nur dereinst im Himmel zu erreichen beschieden ist:

keine Bewunderungen, keine Siege

sondern einfach zugelassen sein

als Glied einer unleugbaren Realität,

wie die Steine und die Bäume.

Übersetzer: Curt Meyer-Clason, in zyklische Nacht, ausgewählte Gedichte S/D

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Vertrautheit

Es öffnet sich das eiserne Gartentor

mit der Geschmeidigkeit einer Buchseite,

die man hingebungsvoll oftmals befragt

und drinnen brauchen die Blicke

die Dinge nicht zu bestimmen

die schon vollständig in unserer Erinnerung sind.

Ich kenne die Angewohnheiten und die Seelen

und diesen Tonfall der Anspielungen

den jede Gruppe von Menschen anzettelt.

Ich brauche nicht zu sprechen

keine erlogenen Privilegien;

die hier um mich sind kennen mich gut,

meine Mutlosigkeit und meine Schwäche sind gut bekannt.

Dies bedeutet das Höchste zu erreichen,

was dereinst uns der Himmel verheißt:

keine Bewunderung keine Siege

nur schlichtweg angenommen sein

als Teil einer unleugbaren Gegenwart,

wie die Steine und die Bäume.

Deutsch von Robert Seidemann; Widmung: An Haydée Lange

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Llaneza

Se abre la verja del jardín

con la docilidad de la página

que una frecuente devoción interroga

y adentro las miradas

no precisan fijarse en los objetos

que ya están cabalmente en la memoria.

Conozco las costumbres y las almas

y ese dialecto de alusiones

que toda agrupación humana va urdiendo.

No necesito hablar

ni mentir privilegios;

bien me conocen quienes aquí me rodean,

bien saben mis congojas y mi flaqueza,

Eso es alcanzar lo más alto,

lo que tal vez nos dará el Cielo:

no admiraciones ni victorias

sino sencillamente ser admitidos

como parte de una Realidad innegable,

como las piedras y los árboles.

Jorge Louis Borgés, Poemas 1923-1958, Widmung: A Haydée Lange

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Der Autor und sein Leser: zwei Seiten einer Medaille

A quien Leyere

Si las paginas de este libro consisten algún verso feliz, perdónenme el lector la descortesia de haberlo usurpado yo previamente. Nuestres nadas poco defieren; es trivial y fortunita la circumstancia de que seas tù el lector de estos ejercicios, y yo su redactor.

J.L. Borges, Obras completas, Buenos Aires 1974, Madrid 1977

An den Leser

Wenn den Seiten dieses Buches irgendein glücklicher Vers gelingt, möge mir der Leser die Unhöflichkeit verzeihen, daß ich diesen zuerst usurpiert habe. Unsere Spielereien unterscheiden sich wenig; trivial und zufällig ist der Umstand, daß du der Leser dieser Übungen bist, und ich ihr Verfasser.

Jorge Luis Borges, als Vorwort in: Zyklische Nacht, Ausgewählte Gedichte, Spanisch/Deutsch, Serie Piper, München, 1990

Auch an anderer Stelle kommt er auf die Verbindung zu seinem Leser zu sprechen:
Tú, que me lees, ¿éstas seguro de entender mi lenguaje?
Du, der du mich liest, bist du sicher meine Sprache zu verstehen?

Borges, La biblioteca de Babel, Cuentos selectos y un poema, Reclam, Stuttgart 2010.

Im Fluss seien

Fluss Aare (960x1280)
Die Aare im Berner Oberland

Wir sind die Zeit. Wir sind die berühmte

Gleichung von Heraklit dem dunklen Denker.

Wir gleichen dem Wasser, nicht dem harten Diamant

Sind was sich verliert, nicht das was bleibt.

Wir sind dieser Fluss und wir sind dieser Grieche,

der sich darin betrachtet. Sein Spiegelbild

wandelt sich im Wasser, dem wechselhaften Spiegel,

diesem Kristall der sich wandelt wie das Feuer.

Wir sind der leichtfertig angelegte Fluss

auf dem Weg zu seinem Meer. Dunkelheit hat uns umringt.

Alles sagt Lebewohl, alles entschwindet.

Die Erinnerung prägt keine Münzen.

Aber es gibt gleichwohl etwas, das bleibt

Aber es gibt gleichwohl etwas, das klagt

mit deutschen Wörtern nachvollzogen von Robert Seidemann 

Flüssen gleich

06042014
Wesertal im Frühling

Wir sind die Zeit Sind die berühmte

Parabel von Heraklit dem Obskuren.

Wir sind wie das Wasser, nicht wie der harte Diamant

Das was sich verflüchtigt, nicht das was bleibt.

Wir sind dieser Fluss und sind wie jener Grieche,

der sich im Fluss betrachtet. Sein Abbild

verändert sich im Wasser wie in einem wechselhaften Spiegel

in diesem Kristall der altes verändert wie das Feuer.

Wir sind der vorbestimmte Fluss.

mit Kurs auf sein Meer. Schatten hat ihn verfinstert

Überall Abschied, alles vergeht.

Die Erinnerung prägt keine Münzen.

Aber trotzdem gibt es etwas, das bleibt

Aber trotzdem gibt es etwas, das klagt

Curt Meyer Claasen, Mitte des letzten Jhd.

Son los ríos

Somos el tiempo. Somos la famosa

parábola de Heráclito el Oscuro.

Somos el agua, no el diamante duro,

la que se pierde, no la que reposa.

Somos el rio y somos aquel griego

que se mira en el rio. Su reflejo

cambia en el agua del cambiante espejo,

en el cristal que cambia como el fuego.

Somos el vano rio prefijado,

Rumbo a su mar. La sombra lo ha cercado

Todo nos dijo adiós, todo se aleja.

La memoria no acuna su moneda.

Y sin embargo hay algo que se queda

Y sin embargo hay algo que se queja.

Jorge Louis Borgés