Arride Zone mit zartem Grün

Mitten in Göttingen gibt es eine kleine Wüstenei. Aber es zeigen sich erste Pflanzen. Am Ende der Wüste gibt es Hoffnung auf einen kleinen Garten.

 

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El jardín
Zanjones
sierras ásperas
médanos
sitiados por jadeantes singladuras
y por las leguas de temporal y de arena
que desde el fondo del desierto se agolpan.
En un declive está el jardín.
Cada arbolito es una selva de hojas.
Lo asedian vanamente
los estériles cerros doloridos
que apresuran la noche con su sombra
y el triste mar de inútiles verdores.
Todo el jardín es una luz apacible
que ilumina la tarde.
El jardincito es como un día de fiesta
en la eternidad de la tierra.

Garten
Trockene Flußbette,
dürre Bergketten
Sanddünen
entlang keuchender Tagesreisen
und Meilen von Sturm und Sand,
die aus der Tiefe der Wüste anstürmen
Auf einem Hang liegt der Garten.
Jedes Bäumchen ist ein Wald von Blättern.
Vergeblich belagern ihn
die unfruchtbaren Hügel
und das traurige Meer des nutzlosen Grüns.
Der ganze Garten ist ein friedliches Licht,
das den Abend erleuchtet,
und ein Akkord,
zwischen der wirren Musik der Landschaft.
Der kleine Garten ist ein Festtag
in der Ewigkeit der Erde.

J.L.Borgés

Yacimientos del Chubut, 1922 De: Fervor de Buenos Aires

Deutsch von Curt Meyer-Clason

Deine Augen

Steige auf die Erhöhung, dann kann ich in deine Augen hineinschauen

Du bist größer als ich – ich steige auf die Erhöhung,
damit ich in deine Augen hineinschauen kann

Wie bleich bist Du im Mondschein und wie dunkel
sind Deine Augen – Sie sind so groß, daß sie den
halben Himmel bedecken – Ich kann fast nicht deine Züge sehen
– aber ich sehe undeutlich Deine weißen Zähne, wenn sie lächeln –

Ich friere etwas – und wie dunkel der Wald ist – Siehst Du nicht ein Tier darin
– ist es ein Stein – oder ein Haupt – ein Schlangenhaupt

Wenn wir so stehen – und meine Augen schauen in deine großen Augen hinein
im bleichen Mondlicht – weißt Du, dann – flechten zarte Hände unsichtbare Fäden
die werden um mein Herz gebunden – werden von meinen Augen geführt
durch Deine großen dunklen Augen – hinein um Dein Herz
Deine Augen sind jetzt groß – Sie sind so nah bei mir
Sie sind wie zwei große dunkle Himmel.
Übersetzung von Burkhard Krumkühler

Bild: „Sommernatt“ („Sommernacht“)

Dine øine

Stå op på Tuen så kan jeg se ind i dine øine

Du er høiere end jeg – jeg står op på Tuen,
så jeg kan se ind i Dine øine

Hvor bleg Du er i maaneskinnet og hvor
Dine øine er mørke – De er så store at de
dækker halve himmelen – Jeg kan næsten
ikke se Dine træk – men jeg skimter Dine
hvide tænder når de smiler –

Jeg fryser lidt – og hvor mørk skoven er –
Ser Du ikke et Dyr derinde – er det en sten
– eller et hoved – et slangehoved

– Jeg føler Du smiler

Når vi står sånn – og mine øine ser inn i Dine
store øine – i det blege maanelys – ved Du
da – fletter fine hænder usynlige tråde – der
bindes om mit hjerte – ledes fra mine øine –
gjennom Dine store mørke øine – ind om
Dit hjerte – Dine øine er store nu – De er
så nær meg – De er som to store mørke
Himmeler

Dine øine. Ein Kuss aus Sicht des Dichters, des Malers, des Musikers

Kari Bremnes, Gesang, Ketil Bjørnstad, Komposition. Edward Munch, Dichtung

Die Stimme von Kari Bremnes ist unverwechselbar, eindringlich und kraftvoll. Beim Hören Ihrer Lieder fühlt man sich geborgen und bekommt die verschiedensten Stimmungen intensiv vermittelt. In der Zusammenarbeit mit dem norwegischen Universalkünstler Ketil Bjørnstad (Musiker, Komponist, Schriftsteller) ist die Vertonung einiger Gedichte von Edward Munch unter dem Titel Løsrivelse (Loslassen) entstanden. Das Werk war wohl als nationales Kulturerbe für Norweger gedacht, jedenfalls enthält das der CD beigefügte Booklet die Texte nur im Original mit einem kleinen Ausdruck eines dazu ausgewählten Gemäldes. Da es mir trotz der Nähe unserer Sprachen nicht möglich war, den Inhalt herauszulesen, habe ich mich auf die Suche nach einer deutschen Fassung der Gedichte begeben und bin dabei in einem Forum auf den freundlichen Übersetzter Burkhard Krumkühler gestoßen, der mir seine Übersetzung zukommen ließ und bei dem ich mich hier nochmals bedanke. Als ich Kari in Hannover an einem 30.Januar im Konzert erlebte, kam sie direkt aus ihrem Heimatort auf den Lofoten, wo man am Vortag zum ersten Mal nach 8 Wochen Polarnacht freudig einen zarten Lichtschimmer zu entdeckt hatte: ein falbes Licht von einer sich langsam wieder über den Horizont erhebenden Sonne. Dem Lied ist im Begleitheft der CD das Gemälde „Sommernatt“ aus dem Jahr 1893 zugeordnet: auch eine besondere Stimmung auf 60° nördlicher Breite. Aber jetzt Augen zu und Phantasie an:

Eine abendliche Kanufahrt am Seginaw

Alexis de Tocqueville, Tocqueville au Bas-Canada. (Pdf S. 43/44), Sommer 1831:

Asenen_klein
Asenen, Schweden

Als der Abend gekommen war stiegen wir wieder ins Kanu. Wir vertrauten auf die am Morgen erworbene Geschicklichkeit im Umgang mit dem Boot um allein einen Seitenarm des Saginaw hinauf zu paddeln, den wir vorher nur eingesehen hatten. Der Himmel war klar und wolkenlos, kein Lüftchen regte sich. Der Fluss schob seine Wassermassen durch einen dichten Wald, war dabei aber so langsam, dass es beinahe unmöglich war, zu sagen in welcher Richtung die Strömung ging.

Nach meinem Empfinden muss man, um sich eine angemessene Vorstellung von den Wäldern der Neuen Welt zu machen, einem der Flussläufe folgen, die in ihrem Schatten dahinströmen. Die Flüsse sind hier wie Gleise. Die Vorhersehung hat großen Wert darauf gelegt, diese in die Wildnis zu legen um sie so den Menschen zugänglich zu machen. Wenn man sich durch den Wald einen Weg bahnt, ist der Blick meistens stark begrenzt. Darüber hinaus ist der Weg, auf dem man dann geht, Menschenwerk. Die Flüsse sind im Gegensatz dazu Wege, auf denen man keine Spuren hinterlässt. Ihre Ufer lassen alles erkennen, was eine üppige und sich selbst überlassene Natur an großartigen und wunderbaren Eindrücken zu bieten hat. Die Wildnis lag zweifellos so vor uns, wie sie sich schon dem Anblick unserer Urahnen vor 6000 Jahren dargeboten hat: eine blühende Abgeschiedenheit, köstlich und mit Duft erfüllt, eine herrliche Behausung, ein lebender Palast, für Menschen erbaut, bis zu dem aber der Herrscher noch nicht vorgedrungen war. Das Kanu glitt leicht und geräuschlos dahin. Um uns herum herrschte eine unfassbare Ruhe und majestätische Stille. Wir waren völlig ergriffen und gebannt vom Anblick eines solchen Schauspiels. Unsere Dialoge wurden zunehmend spärlicher. Bald schon tauschten wir unsere Gedanken nur noch flüsternd aus. Schließlich verstummten wir gänzlich, zogen im Gleichklang unsere Paddel durchs Wasser und verfielen dabei beide in eine gelassenen Traumzustand von unaussprechlichem Zauber.

Wie ist zu erklären, dass die menschlichen Sprachen, die Begriffe für alle Arten von Schmerzen gefunden haben, auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoßen, wenn es darum geht den zartesten und natürlichsten Empfindungen unseres Herzens Ausdruck zu verleihen? Wer vermag jemals verlässlich jene seltenen Augenblicke im Leben auszumalen in denen das eigene Wohlbefinden uns den Weg bereitet zur spirituellen Gelassenheit und wo sich vor unseren Augen ein vollkommenes, universales Gleichgewicht einstellt während der Geist, halb träumend, sich auf dem schmalen Grat zwischen Gegenwart und Zukunft, zwischen Realem und Möglichem bewegt. Umgeben von einer wunderbaren Natur atmen wir, mit uns selbst im Reinen und inmitten eines universellen Friedens, eine sanfte und feuchte Luft. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf das gleichmäßige Klopfen in unseren Arterien, von denen jeder einzelne Pulsschlag das Vergehen der Zeit markiert, die uns Schlag um Schlag in die Ewigkeit zu entschwinden scheint. Zahlreiche Menschen haben im Laufe eines langen Lebens vielleicht eine Vielzahl an Jahren vorüberziehen sehen ohne auch nur ein einziges Mal etwas vergleichbares zu empfinden, wie wir es gerade zu beschreiben versuchten. Diese können uns nicht verstehen. Aber es gibt doch einige, davon sind wir überzeugt, in deren Gedächtnis und im Grund deren Herzens etwas anklingt, das sich zu unseren Bildern zusammenfügt und bei denen eine Erinnerung an diese wenigen flüchtigen Stunden erwacht, die weder die Zeit noch die Geschäftigkeit des Alltags auszulöschen vermögen.

Deutsche Übertragung: Robert Seidemann