Timbuktu

Die Poesie der Bilder in langen und ruhigen Aufnahmen von Wüste und aus dem Nigertal, das gelassene Selbstbewusstsein und der Stolz aus mehrtausendjähriger Kultur, die Eindringlichkeit der Musik gegen den Alptraum einer religiös begründeten Ideologie. Der Regisseur muss schon einiges Aufbieten, damit man den Irrsinn der IS 1 ½ Stunden lang ertragen kann. Aber das ist mit wenig Aufwand rundherum gelungen. Die arabischen Herrscher im Namen von Herrn Allah kontrastieren mit den hellhäutigen Afrikanern, bei uns allgemein als Berber bekannt. Sie benötigen im Dialog mit den neuen Herrschern arabischer Provenienz Dolmetscher, so dass die meisten Dialoge zweimal gesprochen werden. Zum Glück wird manchmal auch schlicht das Französisch der ehemaligen Kolonialherren gesprochen. Interessanterweise kann ich als Europäer Tamasheq von Arabisch kaum auseinanderhalten, wenn man mal von den vielen harten g und k Lauten der Touareg absieht. Die Musik der fasziniert mich seit ich zum ersten Mal Toumastin von Tamikrest gehört habe. Sie hat mit dem Blues einen ganz nahen Verwandten und klingt deshalb ungewohnt vertraut und besonders ausdrucksstark, wobei aber der Rhythmus dem von Kamelen in der Wüste entspricht. Besonders der Klagegesang der Frauen scheint aus uralter Vergangenheit zu stammen. Hoffentlich hilft dieser Film, diesem Volk ohne Staat und Land beim Überleben und Erhalt ihrer Kultur. Ein kleiner Oskar wäre da genau am rechten Ort.

Am Chèche könnte ich richtig gefallen finden: das lange Tuch würde mir die Verwendung der klebrigen 50er Sonnencreme im Gesicht im Sommerhalbjahr komplett ersparen.

Der Filmverleiher zu Timbuktu

Die offizielle Seite der Berber

Dokumentation auf ARTE am 27.1.2015: Der Schattenkieg in Mali