Ein Perlmuttknopf

El botón de nacar. Ein Film über die Südpatagonien, seine Landschaft und die Menschen vor und nach der Kolonisation.

Copyright 2015 Robert Seidemann
Un botón de nacar

Ein Perlmuttknopf gab dem neuesten Film von Patricio Guzmán den Titel. Der chilenische Dokumentarfilmer mit der poetischen Ader hat sich ans südliche Ende seines kontinentallangen Heimatlandes begeben. Dort lebten die Ureinwohner Südpatagoniens, nach deren überall sichtbaren Feuern die Gegend benannt wurde. Die Indigenen wurden von den Siedlern in besonders brutaler Weise ausgerottet: ein Kopfgeld für jeden toten Indio zahlten die Landbesitzer, es musste je nach Opfer ein Hoden (Mann), eine Brust (Frau) oder ein Ohr (Kind) abgeliefert werden. Der englische Kapitän Fitz Roy fertigte derweil eine besonders detaillierte Karte von Patagonien und seinen Fjorden an. Er dabei die Idee, 4 Indigene mit nach England zu nehmen. Er kaufte sie als Kinder für ein Paar Perlmuttknöpfe ein und brachte sie an Bord. Einer von Ihnen wurde in Matrosenkleider gesteckt und Jemmy Button genannt. Jemmy Button? Am Tag nach dem Film, der mich sehr beeindruckt hat, fällt mir Jim Knopf ein. Sollte der Lokomotivführer aus meinen Kindertagen auf den Feuerlandbewohner zurückgehen? Tut er!? Die Feuerlandindios haben als Paddler in großen Kanus gelebt. Es wurden Muscheln gesammelt und Fische gefangen. Wie bei einer Paddeltour in den schwedischen Schären betraf der erste Landgang die Suche nach einer Wasserstelle. Bei den Übersetzungen aus dem Spanischen fällt der Alten zu einigen Wörtern nichts ein: Gott, Polizist..

Vom Verschwinden der Ureinwohner

In mitten dieser ach so zivilisierten, so pedantisch auf Moral und Tugend versessenen  Gesellschaft begegnet man einer vollkommenen Empfindungslosigkeit, einer Art eiskaltem und erbarmungslosen Egoismus sobald  es sich um die indigenen Bewohner Amerikas handelt. Die Einwohner der Vereinigten Staaten machen keine Hetzjagd auf Indianer wie es die Spanier in Mexiko machten. Aber es ist dieselbe unbarmherzige Grundhaltung die hier wie überall sonst die europäische Rasse antreibt.

Wie oft begegneten uns während unserer Reise ehrbare Bürger die uns zu abendlicher Stunde, gemütlich in einer Ecke ihres Heims sitzend sagen: Täglich geht die Anzahl Indianer zurück. Das geschieht nicht unbedingt weil wir sie dauernd bekriegen, aber der Schnaps den wir ihnen billig verkaufen rafft jedes Jahr mehr von ihnen hinweg als es unsere Waffen je könnten. Diese Welt  hier gehört uns, fügen sie hinzu. Gott hat den ersten Einwohnern dieses Landes die Möglichkeit der Zivilisation verwehrt und sie so im Vorhinein zur unausweichlichen Vernichtung vorbestimmt. Die wahren Besitzer dieses Landes sind diejenigen, die es verstehen, ihm seine Reichtümer zu entreißen. Soweit zufrieden mit seinen Überlegungen geht der Amerikaner dann in seine Kirche, wo er einem Verbreiter der Evangelien zuhört, der ihm widerholt, dass alle Menschen Brüder sind und sie der Schöpfer sie alle nach demselben Vorbild gemacht hat und ihnen allen die Aufgabe mitgegeben hat sich zu gegenseitig zu beschützen.

Deutsch von Robert Seidemann

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