Basierend auf Molières Misantrophe und in unsere Zeit übertragen. Der Misantroph ist vielleicht gar kein Feind der Menschen. Die von Molière beschriebenen Charaktere leben unter uns. Immer. Unschlagbar gut ist die auf dem Misantrophe aufbauende Dichtung von Hans-Magnus Enzensberger.
PHILINTE
Du kannst die Menschen gar nicht leiden.
ALCESTE
Am liebsten möchte ich sie ganz vermeiden
PHILINTE
Und nimmst Du niemand aus von Deinem Haß?
Du solltest doch bedenken, dass…
ALCESTE
Ach hör mir auf! Ich dreh die Hand nicht um.
Bei uns herrscht doch das reinste Gangstertum
Statt sich zu sagen: Nein das geht zu weit!
ist man zu jeder Kungelei bereit.
dein bester Freund versetzt dich irgendwann
Und biedert sich bei dem Gesindel an
Komplizen seid ihr! Ekel! Borstentiere!
Nimm nur das Schwein mit dem ich prozessiere.
Es gibt an diesem Kerl nichts zu durchschauen
Ein jeder weiß: dem Mann ist nicht zu trauen.
Sein blauer Blick, sein dümmliches Gehüstel
täuscht nicht einmal den Pikkolo im Bristol
Sowas frißt Dreck, kommt hoch durch Korruption
Und hat auf einmal eine Position
Der Mann geht selbstverständlich über Leichen,
um einen satten Abschluß zu erreichen;
doch laut sagt keiner, daß er ein Faschist,
ein Lumpenhund und Mafiioso ist
Man findet das im Gegenteil noch schick,
man lädt ihn ein, man schreckt vor nichts zurück.
Und eines Tages sitzt er im Senat.
Mit solchen Typen macht man bei uns – Staat.
Je mehr du stiehlst, je höher steigt dein Wert.
Mich macht das alles krank. Mir kehrts
Den Magen um. Am leibesten möchte ich fliehen
aus diesem Kaff und in die Wüste ziehen