Was die Szene besonders eindrucksvoll erscheinen lässt, ist der Beginn der Zeremonie der Elevation mit der vom Messdiener gereichten heißen Schokolade. Dieses Getränk hat bei den alten Kulturen der Region durchaus Kultstatus. „Nach Überlieferung der Maya war die Kakaopflanze göttlichen Ursprungs. Zu Ehren des Kakaogottes Ek Chuah wurde im April ein Fest mit Tieropfern und Verteilen von Geschenken gefeiert. In Mexiko sind vergleichbare Feiern belegt.“ http://de.wikipedia.org/wiki/Schokolade
Wenn nun der katholische Priester das Getränk der heidnischen Götter zu sich nimmt, entwickelt er jene übernatürlichen Kräfte, deren es bedarf um zu schweben. Er praktiziert also explizit Magie und erreicht so die für seinen Gottesbeweis erforderliche Wirkung. Diese ermöglicht in der Folge die Spenden der Einwohner und dann dem Bau der Kirche. Die Kirche basiert hier folglich auf den Grundlagen der Magie. Die Unterscheidung zwischen Religion und Magie verschwindet. Auch die von José Arcadio betriebene Alchimie ist eine Form von Magie, so dass sich die beiden Protagonisten in ihrer Vorstellungswelt in der Tat ausgesprochen ähnlich sehen.
Dies ist vielleicht eines der komplexesten Beispiele, wie Márquez These und Antithese in einem Atemzug aufzeigen kann. Der Alte ist weise und verrückt zugleich, der Pfarrer ist ein katholischer Priester und Magier, beide sind Gegner in der Diskussion und doch gleichermaßen auf der Suche nach dem Gottesbeweis.