Ein Perlmuttknopf

El botón de nacar. Ein Film über die Südpatagonien, seine Landschaft und die Menschen vor und nach der Kolonisation.

Copyright 2015 Robert Seidemann
Un botón de nacar

Ein Perlmuttknopf gab dem neuesten Film von Patricio Guzmán den Titel. Der chilenische Dokumentarfilmer mit der poetischen Ader hat sich ans südliche Ende seines kontinentallangen Heimatlandes begeben. Dort lebten die Ureinwohner Südpatagoniens, nach deren überall sichtbaren Feuern die Gegend benannt wurde. Die Indigenen wurden von den Siedlern in besonders brutaler Weise ausgerottet: ein Kopfgeld für jeden toten Indio zahlten die Landbesitzer, es musste je nach Opfer ein Hoden (Mann), eine Brust (Frau) oder ein Ohr (Kind) abgeliefert werden. Der englische Kapitän Fitz Roy fertigte derweil eine besonders detaillierte Karte von Patagonien und seinen Fjorden an. Er dabei die Idee, 4 Indigene mit nach England zu nehmen. Er kaufte sie als Kinder für ein Paar Perlmuttknöpfe ein und brachte sie an Bord. Einer von Ihnen wurde in Matrosenkleider gesteckt und Jemmy Button genannt. Jemmy Button? Am Tag nach dem Film, der mich sehr beeindruckt hat, fällt mir Jim Knopf ein. Sollte der Lokomotivführer aus meinen Kindertagen auf den Feuerlandbewohner zurückgehen? Tut er!? Die Feuerlandindios haben als Paddler in großen Kanus gelebt. Es wurden Muscheln gesammelt und Fische gefangen. Wie bei einer Paddeltour in den schwedischen Schären betraf der erste Landgang die Suche nach einer Wasserstelle. Bei den Übersetzungen aus dem Spanischen fällt der Alten zu einigen Wörtern nichts ein: Gott, Polizist..

Lebendige Glühbirnen

Bringen Licht ins Dunkel: Glühbirnen. Auch in der Kunst.

Für die Ausstellung „BLUE MOON — THE FEELING OF LIGHT“ in der HGN in Duderstadt musste der Eingangsbereich verdunkelt werden. Licht kommt in der Dunkelheit groß raus und an einzelnen Punkten am besten zur Geltung. Die von der Decke baumelnden und in sanften Grüntönen schimmernden Glühbirnen sind etwas eigenartig. Sie leuchten wie gewohnt, aber die Farbe hat andere Ursachen: In der Birne befindet sich ein Biotop, eine Miniaturwelt. Kleine Pflanzen leben hier und strecken sich der künstlichen Sonne entgegen. Sie haben eine bläuliche Flüssigkeit unter sich, in der die Nährstoffe enthalten sind, mit denen sie sich versorgen, eine Art Miniaturursuppe:

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Bei den Pflanzen handelt es sich ausschließlich um fleischfressende Pflanzen, die hier sozusagen vegan leben. Ist die Suppe alle, sterben die Pflanzen und die Miniaturwelten gehen unter. Ein Besucher neben mir ist ebenfalls ganz angetan von dieser Installation und schwingt sich zum höchsten Lob auf, das er aus seinem täglichen Leben kennt und fragt den Museumsscout: Kann man das kaufen?

 

 

Menschenwürde

Ein Begriff im Wandel der Zeiten: Menschenwürde. Wie hat er sich entwickelt? Was bedeutet er uns heute?

Prof. Dietmar von der Pfordten, Philosophische Abendvorlesung am 4.11.15

Begriffe der Menschenwürde – Handout zur Vorlesung

Man muss zwischen wenigstens vier Teil-Begriffe von der Menschenwürde unterscheiden: einer großen, einer kleinen, einer mittleren und einer ökonomischen würde.

  1. bei der großen Menschenwürde handelt es sich um eine nichtkörperliche, innere, im Kern unveränderliche, notwendige und allgemeine Eigenschaft des Menschen, wie sie in einer ersten, noch wenig reflektierten Form bei Cicero auftauchte, vor allem vom Christentum weiter getragen und dann nach ersten Ansätzen in der italienischen Renaissance insbesondere von Kant als Selbstgesetzgebung bzw. Selbstbestimmung konkretisiert wurde. Diese große Menschenwürde lässt sich so der hier unterbreitete Vorschlag am besten als Selbstbestimmung über die eigenen Belange verstehen.
  2. mit der kleinen Menschenwürde ist dagegen die nicht körperliche, äußere, veränderliche Eigenschaft der wesentlichen sozialen Stellung und Leistung eines Menschen gemeint, wie sie auf eine herausgehobene soziale Position eingeschränkt bereits mit dem lateinischen Ausdruck Dignitas bezeichnet wurde.
  3. als Grenzfall der kleinen Würde kennt man seit Samuel von Pufendorf im 17. Jahrhundert noch eine mittlere Würde. Auch sie bezieht sich auf die äußere Eigenschaft der wesentlichen sozialen Stellung der Menschen, betont aber die natürliche und damit im Prinzip unveränderliche Gleichheit dieser sozialen Stellung aller Menschen.
  4. schließlich fordern im 19. Jahrhundert insbesondere Vertreter der sozialistischen Bewegung ein menschenwürdiges Dasein. Damit wurde die Verwirklichung ökonomischer bzw. materieller Voraussetzungen der Menschenwürde verlangt. Man kann insofern abkürzend von einer ökonomischen Würde, genauer von einer ökonomischen Würdebedingung sprechen.Alle vier Teilbegriffe der Menschenwürde haben eine Gemeinsamkeit: es handelt sich jeweils um eine Bezugnahme auf eine nicht körperliche Eigenschaft des Menschen. Auf dieser Gemeinsamkeit bauen die erwähnten Unterschiede auf. In dem Ende November 2015 bei CH. Beck erscheinende Buch von Professor von der Pfordten ist auf dem Umschlag eine Reproduktion des Porträts des Juan de Pareja aus dem Jahr 1650 zu sehen, der als Sklave dem Maler Diego Velázquez diente und von diesem gemalt wurde: ein würdevoller Sklave sozusagen.

Von der Pforten gliedert seinen Vortrag in drei Teile:

1) Historie

In der Antike findet sich der Begriff der Dignitatis: die Würde eines Konsuls oder einer Person mit besonderem Rang bedeutet, dass sie eine besondere Behandlung erwartet. Caesar führt sogar Krieg zur Verteidigung der eigenen Dignitatis. Bei Cicero findet sich der Begriff der inneren Würde. In der Folge taucht der Begriff im Zeitalter der Aufklärung bei Kant auf. Im 20. Jahrhundert findet der Begriff Eingang in die Weimarer Verfassung von 1919 sowie 1948 in die allgemeine Menschenrechtserklärung. 1943/44 wird der Begriff im Kreisauer Kreis im Zusammenhang mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus diskutiert. 1949 wird dem Grundgesetz die Würde des Menschen in §1 vorausgeschickt. Dies ist nicht zuletzt eine Folge der Verbrechen des NS Regimes und des Kommunismus. Die Menschenwürde erlangt dadurch eine Spitzenstellung in der Normenhierarchie. Im historischen Rückblick finden sich erste Anmerkungen in Griechenland unter dem Begriff der Seele als der Substanz des Menschen oder auch Psyche als der unsterbliche Kern des Menschen. Bei den Römern spricht Cicero von der heraus gehobenen sozialen Stellung. In der Renaissance entwickelte sich die Vorstellung vom Menschen als Ebenbild Gottes und als Träger von Würde. Sehr empfehlenswert ist das 1496 veröffentliche Buch „Oratio de hominis dignitate“ bzw. auf Deutsch „Rede über die Würde des Menschen“ von Giovanni Pico della Mirandola von der sich Ausschnitte auf der italienischen Wikipedia Seite finden.

Bei Hobbes findet sich im Leviatan der Begriff in dem Sinn von der öffentlichen Würde, die uns der uns vom Staat zugewiesen wird. Samuel von Pufendorf als Naturrechtlicher setzt die Begriffe Würde-Seele-Vernunft auf eine Ebene. „Die Pflicht des Menschen“ von 1673: es ergibt sich in seiner Argumentation eine natürliche Gleichheit der Menschen untereinander: ich bin kein Hund sondern ein Mensch wie du.

Um einen wesentlichen Schritt voran geht es durch Kant in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Insbesondere die dritte Konkretisierungsformel des kategorischen Imperativs beinhaltet die Würde des Menschen in expliziter Form. „Handle so, daß du die Menschheit, sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest.“ GdMdS, pdf. S.75/ bzw. Zweitausendeins Ausgabe S.677. Später konkretisiert Kant den Begriff an der Zuordnung bzw. Abstraktion von Preisen: „Im Reiche der Zwecke hat alles entweder einen Preis, oder eine Würde. Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes, als Äquivalent, gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde.“ GdMdS, pdf.S.84. bzw. Zweitausendeins Ausgabe S.682. Vernunft und Freiheit bedingen sich gegenseitig, die Tiere sind ausgeschlossen: sie folgen ja den Naturgesetzen und haben die Freiheit nicht. Nietzsche ist der Menschenwürde gegenüber eher skeptisch: er hält sie für „Phantome eines sich vor sich selbst versteckenden Sklaven“. Lassalle betont die ökumenische Würde.

2) Auffassungen

Freiheit als Grundlage von Menschenwürde ist problematisch. Selbstbestimmung zur Umsetzung von Wünschen und Zielen wird zum Metabelang und Oberziel im Sinne eines selbstbestimmten Lebens.

3) Anwendungen

Folter: zweckgerichteter Einsatz von Gewalt: Willen brechen um dem fremden willen zu folgen. Dies ist ein zerstörerischer Einfluss, die Maximalposition ist das Umbringen. Die Sklaverei ist ebenfalls in diesem Zusammenhang zu sehen. Belange erster Stufe werden durch den Sklavenhalter bestimmt.

Die kleine Würde befindet sich im Spannungsfeld von Selbst- und Fremdbewertung. Demütigung als Abwertung durch andere bedeutet Würdeverletzung. Wer ist Träger der Menschenwürde? Sind es Embryos? Neugeborene? Beispiel Entführungsfall Metzler in Frankfurt: Staat-Opfer-Täter Beziehung. Für den Staat gegenüber dem Individuum gibt es keine generelle staatliche Genehmigung zur Gewalt. Verurteilung der verantwortlichen Polizeibeamten.

Es verwundert mich wenig, dass die tiefgründigsten Ausführungen aus der Zeit der Aufklärung stammen und dort insbesondere bei Kant zu finden sind. Erst der sich selbst seiner Vernunft bewusste Mensch kann diese zur Grundlage der Ethik machen und eine darauf basierende, alle Menschen umfassende Menschenwürde begründen und aus dem Verstand ableiten. Die Alltagsrealität bringt Nachrichten von Auffanglagern für Immigranten auf deutschem Boden, die für den allgemeinen Zutritt gesperrt sind und in denen u.a. von Vergewaltigungen berichtet wird: da werden – mal wieder- die Menschenrechte nicht geachtet.

Etwas mehr Hirn, bitte!

Mit gutem Gefühl denkt es sich besser. Prof. Gerhard Hüter erklärt, warum wir dummerweise nicht glücklich werden.

Eine Huldigung an den Göttinger Verlag Vandenhoeck&Ruprecht hat Prof. Gerhard Hüter seinem Vortrag vorangestellt. In den Zeiten von digitalen Umwälzungen und Selfpublishing ein wichtiger Verweis auf die Bedeutung von Lektorat, Verlag und dem mit Sorgfalt gedruckten Werk für unsere Kultur. 

Hanna Carlson singing
Hanna Carlson stimmt uns positiv ein

Und unser Hirn erst: eine wahrhaft analoge Steuereinheit, bei der ohne positive Emotion und soziale Zuwendung gar nichts geht. Daran hapert es leider an allen Ecken und Enden. Hüter spannt einen weiten Bogen von den Messungen der Hirnströme bis zu den Frustrationen, die wir uns im Zusammenleben täglich einfangen. Allen Beziehungen liegt entweder eine Subjekt-Objekt Beziehung zugrunde, bei der der Beherrschende sein Gegenüber als Werkzeug, als reines Mittel zum Zweck, missbraucht. Eine gelungene Beziehung basiert auf gegenseitiger Anerkennung, eine Subjekt-Subjekt Beziehung.

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Voll Besetzt: das DT am Sonntagmorgen
the End
So, jetzt seid aber endlich nett zueinander!

Aus dieser in unserer Kultur aufgrund von Arbeitsteilung und hierarchischer Organisationsform dominanten Umgangsweise untereinander resultieren Krankheiten und ein in weiten Zügen unglückliches Dasein vieler Menschen. Dabei kann man sich je nach Temperament, früheren Erfahrungen und Lerneffekten im Lauf der Zeit zu einem Super Subjekt entwickeln, dem alle Mitmenschen zum Zweck werden. Man ist dann der ideale Super Manager und kämpft mit der verzweifelten Gegenwehr der Objekte. Oder man gibt gleich klein bei und begnügt sich mit der Objektrolle von vornherein: Ich bin eh hässlich, dumm oder nutzlos. Ein zufriedenes Leben sieht anders aus und wenn wir unser Potential auch nur entfernt ausschöpfen wollen, müssen wir Auswege aus diesem Dilemma suchen. Hüter möchte den Zuhörern im vollbesetzen Theater Mut machen, Ihre Welt auf diese Weise zu ändern. Der Applaus mit stehenden Ovationen zum Schluss lässt vermuten, dass viele im Saal so einiges von den angesprochenen Greultaten seitens ihrer Mitmenschen erlebt haben. Ich würde gern wissen, wieviele der eher älteren Zuhörer sich nächste Woche zum Chinesischkurs bei der VHS anmelden.

zweiter Rang
Die Zuhörer im 2.Rang haben verstanden

 

Jorge Bucay: rumbo a la felicidad

Da sitzt der bekannteste unter den berühmten Psychiatern aus Buenos Aires plötzlich vor uns und erzählt…

»Komm, ich erzähl dir eine Geschichte«, 18. September 2015 Freitag 19:00 Uhr, (Lesung, Literatur), Literarisches Zentrum, Göttingen
„Das Leben ist mitunter eine komplizierte Angelegenheit. Eine Frage jagt die nächste, doch die Antworten, die bleiben rar. Der Argentinier Jorge Bucay versucht als Autor wie auch als Psychotherapeut den Wirren des Lebens zu begegnen und Antworten zu finden – mit Geschichten, die er Patientinnen wie Lesern erzählt. So hat er es nicht nur in Südamerika zum Bestsellerautor gebracht. Parabelhafte Märchen, Sagen, Anekdoten versammelt er zum Beispiel in seinem Buch Komm, ich erzähl dir eine Geschichte (S. Fischer 2008). Auch darüber und über die Fragen »Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und mit wem? « spricht Jorge Bucay in einer spanischsprachigen Lesung, die sich vor allem an Schülerinnen und Schüler richtet. Ab etwa 16 Jahren.“ Die einführenden Worte der literarischen Zentlerin sind sachlich völlig richtig. Im Gegensatz zu den Besuchern versteht sie kein Wort Spanisch und fordert folgerichtig zum Abschluss ihrer holden Worte die Besucher, die kein Spanisch sprechen, zum Gehen auf. Das war schon mal ein gelungener Witz zur Einführung.

Jorge nos ha contado varios cuentos esta tarde, pero ninguno de su famoso libro “Déjame que te cuente.” Se presente como un médico y psicoanalista que esta escribiendo. No es un autor en el sentido de la literatura. Sus historias son un medio para transportar su mensaje, una manera de explicar a sus pacientes que tipo de error están haciendo en la vida. Sirven como un tipo de espejo. Empezó con una pregunta al público: ¿Que significa libertad? Las respuestas son variadas, algunas no tienen ningún sentido. Su definición: conectarse con la vida y elegir con responsabilidad. Nos explica que la salud tiene que ver con las orientaciones en la vida. Ser feliz, según Jorge, es el objetivo más importante. No solo es un objetivo, sino una obligación y es nuestra responsabilidad lograrlo. En el camino hasta la felicidad necesitamos responder a tres preguntas centrales: ¿Quién soy? ¿Dónde voy? ¿Con quién?

Primero, hace falta verse a sí mismo. Jorge pide un papel al público, le doy una página de mi cuaderno. Prepara un trocito de papel del tamaño de una silla y se le pone en el frente. Los demás lo pueden ver todos, el “gordo” no. El espejo que necesitamos pare entender lo que somos son los demás. El cuento que nos da para comprender mejor es de Andersen y se llama el patito feo. El patito feo

Una vida entre el real y el ideal

Parece importante diferenciar entre el ideal y el real. El ideal son los objetivos que nos implican los padres y otras personas como nuestro profesor o el jefe. El ideal es que quieren tus padres de lo que seas. El real es lo que puedes realizar. Cuando existe una diferencia entre el ideal y el real, cuando son diferente, tenemos una conciencia de déficit. Me esfuerzo tratando de ser el que no soy. Resulta frustración bajo de autovaloración: un círculo vicioso, causa de la neurosis. La solución en este caso: sal del labirinto par donde entraste. Crecer y aprender nos ayudan. ¡Por fin, debemos siempre pensar: eres una obre de arte! Refiere al cuento de su traductora china y lituana. El ultimo es titulado “el sembrador de estrellas”. Pasan para ver esta estatua de bronce a mediodía y no le impresionó mucho. Su traductora era triste y dijo: necesitamos pasar verla otra vez. A pesar de su resistencia pasaron otra vez por la noche. Un proyector fuerte iluminó la estatua y en su sombra sobre un mura cerca de él descubrió la poesía de esta instalación. Quiere explicarnos que en el proceso de evaluar y elegir necesitamos descubrir los valores de los otros.

Somos obligados volvernos las mejores personas que podemos ser, actuar siempre como más sabia. Somos obligado ayudar almeno a una persona que cumple sus deseos. Hace falta que sepas que sea tu propósito y que cumples a sus obligaciones. El motivo es: tú me haces feliz. Muestro al final la coreografía del ballet chino de las tres piernas y tres brazos. Ballet de 3 piernas y 3 brazos

Tanta sabiduría en una hora y media. Me da un autógrafo en mi bolsillo de los cuentos para pensar y como para mostrar sus técnicas mágicos agradece a me de ser venido a su lectura. Si te gusta entender algún de estos cuentos como el primero del buscador, el maestro está hablando sí mismo en Youtube para siempre: Cuentos para pensar

Massacre ou le bourreau de soi-même

Gemälde von Jean d’Esparbes:
„Massacre ou le bourreau de soi-même“ Que reste-t-il de nos vœux ?

IMG_8943Musée d’Art moderne et contemporain de Strasbourg

Que reste-t-il de nos vœux ?

Jean d’Esparbes, 1900 – 1968

Massacre ou le bourreau de soi-même

Da sind wir nun auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten: Jeder Wurf ein Treffer! Wir haben die Wahl: gehe ich als Richter durch die Welt, als Pfaffe, Clown, Regent oder Scheinheiliger. Aber die Wahl will schon gut überlegt sein, da schaut man doch gern nochmal nach, was die Anderen so empfehlen. Und die bekannten Lustbarkeiten haben auch noch ein Wort mitzureden: Sex, Suff und Spiel beeinflussen den Werfer beim Entwurf seines Lebens. Das Ergebnis kann da schon schnell mal daneben gehen: Anstatt des Sängers oder Barden wird man ein Erbsenzähler oder scheinheiliger Kirchenfürst. Bei all den Einflüssen und Stereotypen geht das Individuum mit seinen Anlagen unter. Die Vorsätze sind hin, der Entwurf ist schiefgelaufen, man hat sich dem falschen Beruf oder dem Alkohol geopfert. Borges sagt: In jedem Augenblick kann ich das Gesicht sein oder die Maske. Bei Jean d’Esparbes Bild scheint alles zur Maske werden zu wollen. Der Griff zum Ball ist von Gier und Anspannung gezeichnet: da kann es einer schlichtweg kaum erwarten. Einen Wurf hat er ja noch…

Chita: A memory of Last Island

Urgewaltiger Roman über die letzten Tage eines Teils der Menschheit und wie ein kleines Mädchen dabei überlebt.

Roman von Lefcadio Hearn aus dem Jahr 1889. Deutsche Übersetzung 2015.

Die Menschen im Bayou leben am Rand der bewohnbaren Welt. Es sind Chinesen und Malayen, Franzosen, Spanier und Kreolen, Amerikaner und Deutsche. Es ist eine Welt größtmöglicher Gegensätze: mal paradiesisch schön und im schon im nächsten Augenblick sind Mensch und Tier dem Untergang preisgegeben. Die Natur ist hier wahrhaft allgewaltig und übermächtig. Lefcadio läßt die Natur durch seine Beschreibungen auf vielfältige Weise lebendig werden. Die Wellen haben Köpfe, die Wolken Gesichter und der Wind spielt die Musik zu einem großartigen Schauspiel, das zur Unterhaltung und zum Vergnügen der sommerlichen Besucher aufgeführt wird. Dabei klingt stets ein mögliches Umschlagen der Idylle in ein Unglück mit an:

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Karibik trikolor: La Martinique

„Nature,–incomprehensible Sphinx!–before her mightiest bursts of rage, ever puts forth her divinest witchery, makes more manifest her awful beauty …” Original pdf S.9
„Die Natur – unergründliche Sphinx – stellt vor ihren machtvollsten Zornesausbrüchen stets ihren göttlichen Zauber zur Schau, offenbart noch deutlicher ihre schreckliche Schönheit…“ Übersetzung S.22.

Die sommerlichen Urlauber sind gegenüber den Signalen der Natur blind und taub: in der Gruppe fühlen sie sich sicher. Beeindruckend ist die Beschreibung des Grauens und der Gefahren, die selbst starke und erfahrene Schwimmer befallen, wenn sie hier allein ins Meer hinausschwimmen. Wenn jedoch genug andere sich mit im Wasser tummeln, spielt das, was ein Einzelner zu empfinden vermag, schlicht keine Rolle mehr:

“Perhaps, if a bold swimmer, you may venture out alone a long way–once! Not twice!–even in company. As the water deepens beneath you, and you feel those ascending wave-currents of coldness arising which bespeak profundity, you will also begin to feel innumerable touches, as of groping fingers–touches of the bodies of fish, innumerable fish, fleeing towards shore. The farther you advance, the more thickly you will feel them come; and above you and around you, to right and left, others will leap and fall so swiftly as to daze the sight, like intercrossing fountain-jets of fluid silver. The gulls fly lower about you, circling with sinister squeaking cries;–perhaps for an instant your feet touch in the deep something heavy, swift, lithe, that rushes past with a swirling shock. Then the fear of the Abyss, the vast and voiceless Nightmare of the Sea, will come upon you; the silent panic of all those opaline millions that flee glimmering by will enter into you also…

From what do they flee thus perpetually? Is it from the giant sawfish or the ravening shark?–from the herds of the porpoises, or from the grande-ecaille,–that splendid monster whom no net may hold,–all helmed and armored in argent plate-mail?–or from the hideous devilfish of the Gulf,–gigantic, flat-bodied, black, with immense side-fins ever outspread like the pinions of a bat,–the terror of luggermen, the uprooter of anchors? From all these, perhaps, and from other monsters likewise–goblin shapes evolved by Nature as destroyers, as equilibrists, as counterchecks to that prodigious fecundity, which, unhindered, would thicken the deep into one measureless and waveless ferment of being… But when there are many bathers these perils are forgotten,–numbers give courage,–one can abandon one’s self, without fear of the invisible, to the long, quivering, electrical caresses of the sea …” S.11 Original pdf. Die Rettungsschwimmer konnten dieses Verhalten der Masse Mensch im Sommer 2014 zu ihrem Grauen ausführlich an den Ostseestränden studieren, als wochenlange Winde aus einer Richtung Tiefenströmungen in Gang setzten, denen jeden Tag aufs Neue zahlreiche Urlauber zum Opfer fielen: Was sollte man befürchten, es waren ja so viel andere auch im Wasser..

Die deutsche Übersetzung ermöglicht eine angenehm einfache Lektüre, auch durch die Erläuterungen im Anhang. Nicht jeder wird wissen, dass de Soto als erster Weißer den Mississippi befahren hat oder alle Sprachen sprechen, die im Roman vorkommen. Das Original findet man problemlos als pdf zum download. Es drängten sich mir beim Lesen unwillkürlich die unvergesslichen Bilder aus „Beast of the southern wild“ auf. Vielleicht hat Chita ja im kollektiven Gedächtnis der Bayoubewohner Spuren hinterlassen und steckt auf irgendeine Weise im Drehbuch bzw. Theatersück mit drin.

Vom Orient zum Okzident

Jordi Savall y Hespèrion XXI. Konzert in der alten Oper Frankfurt mit traditionell sephardischer, armenischer, türkischer und griechischer Musik

Konzert von Hespèrion XXI mit Jordi Savall am 20.3.2015 Hespèrion XXI im Mozart Saal der Alten Oper Frankfurt im Rahmen des Festivals Zwischentöne.

Dem Wahren, Guten, Schönen
Dem Wahren, Guten, Schönen

Hespèrion XXI

Hakan Güngör, Kanun Yurdal Tokcan, Oud Haïg Sarikouyoumdjian, Ney und Duduk Dimitri Psonis, Santur Pedro Estevan, Percussion Jordi Savall Fiedel, Lyra & Leitung

Brasserie am Opernplatz
Brasserie am Opernplatz

Zum Glück wurde über das Festival Zwischentöne im Dezember 14 umfangreich in der FAZ berichtet. Da gibt es Konzerte mit klassisch persischer Musik, indischen Ragas und dann die Ankündigung, dass Meister Jordi Savall mit seinen co-genialen Musikern nach Frankfurt kommt. Ich folge dem Mann ja schon seit Jahren auf fb, aber so in der Nähe wie diesmal war er noch nie. Also nix wie hin! VorgespraechPublikum Da steht man nun vor der hell erleuchteten Alten Oper: bei Nacht ein schöner Platz. Innen ist das Haus hochmodern. Vor dem Konzert spricht Jordi mit einem Moderator. Dieser fragt ihn, warum er im Vorjahr den wichtigen Kulturpreis des spanischen Staates abgelehnt hat. Die Begründung hatte Jordi ja schon ausführlich auf fb begründet. Hier sagt er zunächst einmal sehr ehrlich: es ist ihm schwergefallen: es ging immerhin um 30.000 €! Aber er wollte ein Zeichen setzen gegen die Ignoranz der staatlich spanischen Kulturförderung. Der vorrangige Kanon der geförderten Musik in Spanien betrifft die berühmten Klassiker von Bach bis Wagner. Die Hochzeit der spanischen Musik war jedoch die Renaissance, die sogenannte alte Musik. Hier liegen die Wurzeln der spanischen Musikkultur und das Erbe der christlichen, jüdischen, arabischen, keltischen und katalanischen Vorfahren. Diese Zeit wideraufleben zu lassen ist Jordi Savall beeindruckend gelungen und ich persönlich kann gar nicht genug davon entdecken. Aber auf den großen Bühnen in Spanien kommen solche Aufführungen eher selten vor. Der Weg zu den Wurzeln seiner Musikkultur führte ihn zu den Traditionen der sephardischen und arabischen Musik in Andalusien und umfasst schließlich den gesamten Mittelmeerraum als da sind die ottomanische, armenische, arabische, sephardische und christliche Musiktradition. Diese Musik basiert auf anderen Ton – und Rhythmussystemen als unser traditionelles, wohltemperiertes System. Umso faszinierender ist es, einer solch maximal-multikulturellen Gruppe beim Musizieren zusehen und zuhören zu können. Noten2

Santur
Santur
Percussion
Percussion
Fidel
Fiedel

Noten1Das Programm des Abends findet man ansatzweise auf der CD ISTANBUL mit Werken nach Dimitrie Cantemir „Das Buch der Musikwissenschaft“ zusammengestellt aus Musik der Osmanen im Dialog mit den sephardischen, armenischen und griechischen Musiktraditionen.

MEHMED/ CANTEMIR Der Makam-i «Uzzäl usules Darb-i feth» CANTEMIR Der makam-i Hüseyni Semâ’î Der makam-i Räst „Murass’a“ usules Düyek Der makam-i Hüseyni Sakil-i Aga Riza sowie traditionelle sephardische, armenische, türkische und griechische Musik

Applaus
Hesperion XXI

Auch wenn ich auch taksim und makam nicht auseinanderhalten kann, begeistert mich diese Musik. Jeder der Gruppe ist ein perfekter Solist auf seinem Instrument, sie stammen aus ganz unterschiedlichen Kulturen und sie spielen doch wie aus einem Guss. Häufig spielt ein Instrument die Melodie an, die von den anderen aufgegriffen und weiterentwickelt wird. Dann gibt es einen Dialog der Stimmen, wo sich Fidel und armenische Flöte gegenseitig aufschaukeln. Jordi Savall hat auf Fiedel und Lyra richtig viel zu tun. Anders als bei den klassischen Villancicos sind es keine getragenen Melodien. Pedro Estevan ist als Perkussionist ein Genie: manchmal macht er fast nichts, aber das mit einer so traumwandlerischen Präzision, dass man es schier kaum glauben kann und vermittelt dadurch den Stücken eine unglaubliche Spannung. Die Melodien sind oft eher einfach aber durch das Anstimmen auf nur einem Instrument, das Einfallen der anderen und den Dialog ist es mitreißend. Als kleine Zugabe erwähnt Jordi noch, wie sich aus einer Melodie der makedonischen Liturgie ein osmanisches Volkslied entwickelt hat, das wiederum in die arabische Musik aufgenommen wurde: mit gelassener Perfektion spielt er uns die drei Varianten auf seiner Fiedel kurz vor: ganz klar, immer die gleiche, einfache Melodie und doch so verschieden im Ausdruck.

Jordi uno
Jordi Savall
Pedro Estevan
Pedro Estevan
Jordi dos
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Estacion
Heimweg

Nostalgia del mar

Martinique1993plagedereves1Diese Kurzgeschichte von Delfina Acosta aus Paraguay hat ein Motiv, das mir in der südamerikanischen Literatur schon mal begegnet ist. Das Mädchen schreibt „veinte historias sobre el mar“, seine Schrift gleicht dem aufgewühlten Meer. Ein Mädchen aus Paraguay: da gibt’s  gar kein Meer, es ist ein Binnenland wie die Schweiz. Mit der gleichen Inbrunst suchen José Arcadio und die Seinen in Cien años de soledad das Meer: sie wissen, dass sie auf einer Halbinsel leben, finden sogar eine verfaulende Galione im Urwald. Bis zum Meer kommen sie nie, aber die Sehnsucht bleibt. Vielleicht ist es eine Nostalgie nach der verlorenen Heimat Spanien. Schließlich haben viele Menschen in Südamerika Vorfahren, die ebenso über das Meer gekommen sind, wie die Eltern von José Arcadio und Úrsula.

La Misión, Delfina Acosta

Tenía doce años. Empezaba a encontrar natural despertarme acosada por un pensamiento. Entonces me levantaba de la cama y me dirigía al gabinete. Allí escribía. Qué sé yo cuántas dudas escribía, pues – ciertamente – anotaba dudas. Tarea ardua para una niña que debía estar en su lecho durmiendo, pues eran las tres de la madrugada, y hacía un frío espantoso. Un viento que obligaba a los perros callejeros a meterse debajo de los autos abandonados en el callejón del pueblo.

Durante el día permanecía huraña.

– ¿No vas a lavarte los cabellos?

– Solamente un baño.

Mi existencia tomó un rumbo literario. Cuando el sol se ponía y los elementos de la naturaleza inclinaban con rigor a los sauces del cementerio, me apuraba la necesidad de escribir.

– Estás mal de la cabeza mi niña – me decía la nana, disparándome unos ojos asustados.

Pues claro que sí; que me sentía enferma, yo lo sabía.

Por otra parte, ¿qué trazador de versos en letras itálicas, no cae en la cuenta de que su cabeza suele ser invadida, repentinamente, por cientos de langostas?

Por la tarde escribía. Al menos había logrado ajustarme a un horario que no fuera motivo de gritos por parte de mi padre, quien al ver la luz prendida en el gabinete, perdía el sueño nocturno y se levantaba frecuentemente a orinar.

Una tos seca me acosaba.

Mi madre me observaba con lástima; sabía que no podía hacer nada por mí, salvo partir en dos mitades perfectas un comprimido de meprobramato, que tomaba con agua. Bajo los efectos del tranquilizante, me libraba del tormento de la escritura inmediata, y del presagio de futuras escrituras escabrosas.

Mi caligrafía ilegible revelaba el ánimo furioso del mar, que era, a veces, con su sonoridad vespertina, la causa de mis momentos de nerviosismo.

Escribí veinte historias sobre el mar.

Pero también sobre un jardinero, que enterraba gatos recién nacidos debajo de un rosal amarillo, mientras la dueña de la casa, una anciana jorobada, los andaba buscando por el corredor y las habitaciones. Cierta vez escribí sobre una mujer delgada y hermosa, que había salido a la calle, a la medianoche, con una alcuza en la mano. Llamaba a sus mininos perdidos con voz de bambú; las ventanas de las casas del pueblo se abrían de par en par.

– No son horas de andar gritando – le decía una señora, que daba de mamar a su niño.

– Gatos malditos. Si los encuentro los mato – gritaba la mujer.

Se hizo parte de mi vida escribir. Y tomar pastillas. Don José, el farmacéutico, me preguntaba a menudo cuándo publicaría mi libro. Yo sabía que el libro tendría que salir alguna vez. Pero aún debía definir el argumento de la moza que se había fugado con el gitano. Es más. No estaba segura de la historia. Jamás me convencieron las fugas. Y en esa indecisión batallaba. El boticario me admiraba. Él también escribía. Como compraba la medicina a crédito, me sentía en la obligación de escucharlo hablar sobre su libro. “Penumbras en el ártico” llamaba él a su obra. La cosa es que no sabía decirme ni dos renglones de ella. Mientras envolvía mi medicina recitaba alguna poesía de Amado Nervo. Y luego, como si el poema fuera de su autoría, me preguntaba con un suspiro de satisfacción: “Y, ¿qué me dices? Terrible, ¿no?”

Yo sabía que me estaba enfermando en serio. La obra crecía, se agigantaba, a costa de mi salud. Tenía la impresión de que el mar, la moza de los hermosos cabellos negros enamorada del gitano, los mininos de ojos relampagueantes y extraviados, todos, estaban metidos en mi gabinete.

Mis ojeras me delataban.

– Pero si estás muy mal – me reclamaba mi nana.

No podía parar. No debía dejar en eterno extravío a aquellos mininos. Alguien tenía que detener a la mujer con la alcuza en la calle. El romance de la moza de ojos airados y pelo renegrido merecía un perfecto final.

Todo era demasiado para mí.

Hoy fui a la farmacia. He comprado un frasco entero de somníferos.

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