Erkenntnis des Erhabenen in der Natur bei einer abendlichen Kanufahrt am Seginaw

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Telemark, Norwegen

Dieser Text spricht mir persönlich aus der Seele, insofern ich als Paddler die angesprochene Erfahrung schon selbst machen konnte. Mein deutscher Text reflektiert deshalb auch das, was ich dabei erfahren habe. Zu welch unglaublicher Nuancierung und Feinheit der Formulierungen der Reisende fähig war, kann man an diesem einen einzigen Satz ersehen. Da hilft beim Übersetzen nur eins: auseinandernehmen.

« Qui peindra jamais avec fidélité ces moments si rares dans la vie où le bien-être physique vous prépare à la tranquillité morale et où il s’établit devant vos yeux comme un équilibre parfait dans l’univers, alors que l’âme, à moitié endormie, se balance entre le présent et l’avenir, entre le réel et le possible, quand, entouré d’une belle nature, respirant un air tranquille et tiède, en paix avec lui-même au milieu d’une paix universelle, l’homme prête l’oreille aux battements égaux de ses artères dont chaque pulsation marque le passage du temps qui pour lui semble ainsi s’écouler goutte à goutte dans l’éternité. »

Philosophisch betrachtet ist die Passage ein wunderbares Beispiel für die Erkenntnis des Erhabenen. Das den Betrachter erhebende an der Schönheit der Natur ist das durch die Betrachtung ausgelöste Gefühl der Unendlichkeit, wo allein unsere Erkenntnis sich ästhetisch dem Absoluten und wenn man so will göttlichen für kurze Augenblicke nähert.

Tocqueville schildert ausführlich die Mittelbarkeit des Gefühls dieser Überwältigung, wobei er den Kreis der Allgemeinheit einschränkt: Wie sollen Menschen, die entsprechende Regionen gar nicht kennen, also sozusagen keine Paddler sind und nie sich der Wildnis näherten, ein solches Empfinden jemals haben können? Die Abwesenheit klarer Begriffe erklärt er mit einer vermeintlichen Unzulänglichkeit der Sprache. Dabei ist es doch stets diese Erfahrung und niemals das begriffliche Denken, was uns zu ästhetischen Urteilen berechtigt. Das Fehlen der Begriffe begründet das Urteil: „Schön ist, was ohne Begriff allgemein gefällt.“ (Kant, Kritik der Urteilskraft, §9/ S.879). Wie immer in solchen Situationen fehlen ihm die Worte, weil er etwas ausdrücken möchte, für das die Sprache und das Denken in Begriffen weitestgehend ungeeignet ist.